Bericht über die Gründung der Wallfahrt von 1933 mit Satzung

 

Erster Bericht der Bruderschaft der Heimbachprozession zu Stolberg im Jahre 1933 auf der Generalversammlung am 8. Oktober 

 

Am 15. März kamen die Brudermeister der Heimbachprozession in der Wohnung des Präfekten Jakob Hansen zusammen, um das Programm und die Feier, der 125sten Jubiläumswallfahrt zu beschließen und festzulegen. Es wurde einstimmig beschlossen, das vom Brudermeister Alex Fries aufgestellte Programm durchzuführen.

Dieses Programm wurde am Montag, den 6. März, durch den Präfekten Jakob Hansen und dem Brudermeister Alex Fries, dem Hochwürden Herrn Dechanten Dr. Ign. Schmitz unterbreitet. Der Hochwürden Herr Dechant gab seine Zustimmung, und erklärte uns in jeder Weise zu helfen, damit die Feier eine dem Jubiläum entsprechende würdige werde. In derselben Woche wurde an sämtlichen kirchlichen Vereine der Pfarren St. Lucia, St. Maria Himmelfahrt, Stolberg-Atsch, Büsbach, Münsterbusch und Donnerberg folgendes Schreiben gesandt:

Am 9ten Juli des Jahres geht zum 125sten Male die Prozession von Stolberg nach Heimbach. Um eine zahlreiche Beteiligung bei dieser Jubelprozession zu gewährleisten bitten wir, Ihren werten Verein, von irgend welchen Veranstaltungen an diesem Tage Abstand nehmen zu wollen. Das schönste Jubelgeschenk, welches wir unserer schmerzhaften Mutter im Heimbach bringen können, ist unstreitbar, eine stattliche Anzahl von Männern. Darum bitten wir Ihren Verein höflichst für diese Aktion zu werben. An Unkosten würden den Teilnehmern für 2 Tage einschließlich Logis und Verpflegung 4 - 5 Mark entstehen. Um die Ausschmückung der Jubelprozession zu ermöglichen, bitten wir den Verein, nach Lage seiner Kassenverhältnissen ein Scherflein beizutragen. Zuwendungen und Anfragen sind zu richten an den Präfekten Jakob Hansen, Stolberg, Rathausstraße 21.

Da sich nun von Anfang an die Finanzierung sehr schwierig gestaltete und der Hochwürden Herr Dechant einer Hauskollekte zur Ausschmückung der Jubelprozession seiner Zustimmung versagte, so mussten andere Mittel und Wege gefunden werden, die Feier würdig zu gestalten.

Nach reiflicher Überlegung kam der Präfekt Jakob Hansen mit dem Brudermeister Alex Fries zu folgendem Entschluss. Um für alle Zeiten das Weiterbestehen der Wallfahrt zu sichern, dieselbe zu finanzieren und um der Prozession ein festeres Gefüge zu geben, gründen wir aus Anlass des 125sten Jubiläums eine Bruderschaft. Am 19. März, dem Namensfeste des hl. Josef, kamen die Brudermeister wieder zu einer Sitzung zusammen. Es wurde die Gründung der Bruderschaft einstimmig beschlossen, ebenso fanden folgende Satzungen einstimmig Anerkennung.

 

§ 1 Die Bruderschaft wurde gegründet anlässlich der 125sten Jubiläumsfahrt nach Heimbach, unter dem Präfekten Jakob Hansen, den Brudermeistern Jakob Fuchs, Matthias Phillippi, Alex Fries, Fritz Buch, Wilhelm Kalkbrenner und Peter Jansen

§ 2 Zweck und Ziel der Bruderschaft ist die Wallfahrt nach Heimbach zu fördern und die Kosten der alljährlich nach Heimbach pilgernden Fußprozession zu bestreiten.

§ 3 Der Vorstand besteht aus Brudermeistern der Heimbachprozession und dem jeweiligen Pfarrer von St. Lucia als geistlicher Beirat.

§ 4 Die Brudermeister wählen unter sich den Präfekten. Dieser hat die schriftlichen Arbeiten zu erledigen und die Versammlungen zu leiten ferner den Rendanten zu bestimmen, welcher das Rechnungswesen zu besorgen hat und dem Verein jedes Jahr Rechnung legt über seine Kassenführung.

§ 5 Der Bruderschaft können als Mitglieder angehören alle Personen welche das 14. Lebensjahr erreicht haben.

§ 6 Jedes Mitglied zahlt an den Rendanten pro Quartal 10 Pfg. oder jährlich 40 Pfg.

§ 7 Der Kassenüberschuss wird zur Lesung hl. Messen für die lebende und Verstorbene Mitglieder der Bruderschaft und zur Ausschmückung der Prozession verwandt.

§ 8 Alle Funktionen innerhalb der Bruderschaft sind ehrenamtlich. Satzungen der Bruderschaft der Heimbachprozession zu Stolberg

 

Nachdem am 20. März der Hochwürden Herr Dechant die Satzungen geprüft und genehmigt hatte, ging es mit frischem Mut an die Arbeit.

 

Am 15. April (Karsamstag) wurden an den Kirchen St. Lucia, St. Maria-Himmelfahrt, Büsbach, Münsterbusch, Stolberg-Atsch und Donnerberg die Einladung zur Jubiläumswallfahrt angeschlagen. Diese künstlerische Plakate zeichnete Herr Mathias Teutenberg, die Firma Hoyer Kartonagenfabrik stiftete in dankenswerter Weise hierzu den starken Karton.

Bei der Brudermeistersitzung am 15. Juni, (Fronleichnam) konnte erfreulicher Weise festgestellt werden, dass eine sehr große Anzahl der Bruderschaft als Mitglieder beigetreten waren und somit auch die Finanzierung der Jubiläumswallfahrt gesichert war.

 

Der Präfekt Jakob Hansen warb 265 Mitglieder

der Brudermeister Alex Fries warb 112 Mitglieder,

der Brudermeister Fritz Buch 97 Mitglieder,

der Brudermeister Jakob Fuchs 47 Mitglieder,

der Brudermeister Math. Phillippi 21 Mitglieder,

Gesamt 542 Mitglieder

 

Um einer geordneten Paketbeförderung zu gewährleisten wurde beschlossen, die Bruderschaft übernimmt die Paketbeförderung selbst und mietet zu diesem Zwecke ein Auto, ferner wurde festgelegt, jeder Fußpilger nach Heimbach erhält, sofern er sein Gepäck zum Preise von 0,50 M, in dem von der Bruderschaft gemieteten Auto befördern lässt, ein Jubiläumsabzeichen, Gebetsordnung und Fackel gratis.

Da bei der Jubiläumswallfahrt eine sehr große Beteiligung zu erwarten war, so wandte sich die Prozessionsleitung mit der Bitte an den Hochwürden Herrn Pfarrer von Heimbach, dass seine Pfarrkinder genügend Quartiere für die Pilger aus Stolberg bereit halten möchten. Ferner wurde von Seiten der Prozessionsleitung gewünscht, dass beim Einzug und bei der Lichterprozession abends das Orgelspiel auf dem Kirmesplatz unterbleiben soll.

Wie zu erwarten, war die Beteiligung an der Jubiläumswallfahrt eine recht starke. 241 Fußpilger wurden gezählt, ebenso war eine sehr große Anzahl älterer Pilger, die den Strapazen der Fußprozession nicht mehr gewachsen waren, nach Heimbach gefahren, so dass beim Einzug in Heimbach 425 gezählt wurden. Die Haltung und Ordnung der Pilger war während der ganzen Wallfahrt eine Mustergültige. Im Walde vor Hasenfeld hielt der Hochwürden Herrn Kaplan Borkott, welcher die Prozession begleitete, eine zu Herzen gehende Predigt. Kein Dom und keine Kirche sah wohl je eine andächtigere Zuhörerschar, wie diese anmutige Stelle im Walde vor Hasenfeld. Vor Heimbach wurde die Prozession feierlich eingeholt durch unseren Hochw. Herrn Dechanten und dem Hochwürden Herr Pfarrer von Heimbach. Ebenso hatte sich eine 12 Mann starke Musikkapelle aus Heimbach eingefunden und zog der Jubelprozession voraus zur Kirche. Als äußeres Jubiläumsgeschenk trugen 12 weißgekleidete Mädchen einen prachtvollen Blumenkorb mit der Widmung: "Unserer lieben Gottesmutter zum 125sten Male ein Gruß aus Stolberg;" und setzten denselben vor dem Altar mit dem Gnadenbilde nieder. Der Blumenkorb wurde von der Gärtnerei Schuhmacher geliefert. Die blauen Scherpen welche die weißgekleideten Mädchen trugen, wurden von der Firma Gebr. Wollff in liebenswürdiger Weise gestiftet. Abends 1/4 9 Uhr war Aufstellung zur Lichterprozession. Während der Aufstellung spielte die Musikkapelle Boneventura: "Die Himmel rühmen" von Beethoven. Dann zog die Lichterprozession von der Kirche zur Klostermühle, von dort zum Bahnhof und zurück zur Kirche. Eine imposantere Marienkundgebung, sah dass kleine Eifelstädtchen Heimbach wohl nie, als die Lichterprozession, 250 schlichte weiße Fackel wurden gezählt, alte herrliche Marienlieder singend, von der Kappelle Boneventura begleitet, durch seine sonst so stillen Straßen zog, und eine ungezählte Schar Zuschauer, welche dicht gedrängt in den Straßen stand, sang begeistert mit. Dank sei auch an dieser Stelle dem Herrn Boneventura, der so manches schöne alte Marienlied hervor holte und neu instrumentierte. Nach dem Einzug in der Kirche hielt, nachdem die lauretanische Litanei gesungen war, unser Hochwürden Dechant Dr. Ig. Schmitz eine Ansprache an die Pilger, und die Stolberger, welche das Glück hatten dieser Feierstunde beizuwohnen, können sich rühmen die beste Predigt unseres Hochwürden Herrn Dechanten gehört zu haben. Mit einem feierlichen Te Deum schloss der für uns alle so denkwürdige Tag.

In dankenswerter Weise sei auch hier der Sanitätskolonne vom roten Kreuz gedacht, welche acht seiner Mitglieder zur Begleitung der Prozession nach Heimbach beorderte, und ganz besonders sei diesen acht Sanitäter gedankt, welche nicht nur als Sanitäter sondern auch als Pilger mustergültig ihre Pflicht erfüllten. Dank sei auch der Bürgergarde, welche es sich nicht nehmen ließ, der Jubiläumsprozession bis Vicht, mit Ihrer Fahne entgegen zu kommen und für eine meisterhafte Ordnung bei deren Einzug in Stolberg sorgte.

Eine ganz besondere Freude wurde den heimkehrenden Pilger beim Eintritt in die Pfarre, bei Binsfeldhammer zuteil. Fräulein Zellikens hatte hier mit 70 weißgekleideten Kindern, welche Rosenzweige trugen, Aufstellung genommen und erwarteten hier mit der Pfarrgeistlichkeit die Ankunft der Heimbachpilger. Fräulein Zellikens, sowie auch dem Spender der Rosenzweige, Herr Brückmann (Ketschenburg) gilt unseren besonderen Dank. Unseren herzlichsten Dank sei auch allen stillen Stiftern und allen die dazu beigetragen haben, die 125ste Jubiläumswallfahrt würdig zu gestalten.

Am 17ten September wurde morgens ein Hochamt gehalten für die lebenden und verstorben Mitglieder der Bruderschaft und nachmittags 5 Uhr war Andacht zur Verehrung der sieben Schmerzen Marias. Die Prozession nach Notberg deren Leitung die Bruderschaft mit übernommen hat, zog am 24. Sept. nachmittags 1/2 2 Uhr aus und kehrte abends 7.15 Uhr wieder zurück. Sämtliche kirchlichen Vereine nahmen mit ihren Fahnen daran teil. Die Zahl der Pilger betrug 735. So kann die Bruderschaft im ersten Jahr auf eine segensreiche Tätigkeit zurück blicken, möge es immer so bleiben, zum Lobe Gottes und zur Verherrlichung seiner glorreichen und gebenedeiten Mutter Maria.

 

Stolberg, den 8. Oktober 1933

gez. Dechant Dr. Ign. Schmitz

Präfekt

gez. A. Fries

Schriftführer