Momente einer Gipfelbesteigung

Es gibt solche Augenblicke, die man festhalten und zu denen man sagen will:" Verweile doch, du bist so schön". Petrus verleiht diesem Bedürfnis Ausdruck, indem er den Vorschlag macht, drei Hütten zu bauen. Drei Hütten, mit deren Hilfe er an dem Ort und in dem Moment bleiben kann, an dem alles so klar und ermutigend ist. Jesus und seine Jünger befinden sich in einer verwirrenden und beängstigenden Situation. Durch die ersten Ankündigungen vom Leiden und Sterben Jesu sehen sie sozusagen einen Berg von Sorgen vor sich. Wie so oft in vergleichbaren Situationen des Neuen Testaments besteigt Jesus mit einigen der Jünger einen Berg, so als wolle er dem Durcheinander entkommen und für einen klaren Blick sorgen.

 

Meiner Erfahrung nach, und vielleicht teilen Sie diese ja, ist das Bergsteigen dafür tatsächlich gut geeignet. Man hat einen Aufstieg vor sich, für den man alle Kräfte benötigt. Die Anstrengung lenkt die Konzentration auf ganz elementare Gedanken und Gefühle, so dass keine Zeit dafür bleibt, über schwierige Themen der Menschheit zu grübeln. Je höher man kommt, desto freier und naturverbundener fühlt man sich. Das Gefühl, oben angekommen zu sein und den Gipfel erklommen zu haben, ist mit keinem anderen Gefühl "zur ebenen Erde" vergleichbar. Man hat den Eindruck, etwas geleistet zu haben und mit Weitblick die Welt erobern zu können.

 

Manchmal muss man für Abstand sorgen und aus dem eigenen Dunstkreis ausbrechen, um einen anderen Blickwinkel zu erlangen. Dadurch werden die Dinge sozusagen auf den (Gipfel-) Punkt gebracht! Was Jesus und seine Freunde erleben, hat mit der Klarheit und Weite des Berggipfels zu tun. Jesus erscheint in einer neuen Umgebung und in einem anderen Licht. Nachdem die Nebel der Wolke verschwunden sind, sehen sie klar und haben Anteil an der Verbundenheit zwischen Gott und Mensch, die die Stimme aus der Dunkelheit erneut kundgetan hat.

 

Wenn man auf dem Berg steht, ist man dem Himmel näher. In der Bibel gilt der Berg nicht ohne Grund als symbolischer Ort der Gottesnähe. So betrachtet ist es kein Zufall, dass Jesus seine Freunde mit auf den Berg nimmt. Er hat menschliche Erfahrungen immer geschickt mit der göttlichen Nähe in Verbindung zu bringen gewusst. Auch wenn es ein Berg ist: er ist zu erreichen; er ist angehoben, aber geerdet - es ist zu schaffen! Gottes Nähe und Glanz zeigen sich in dem, was in menschlichen Leben und der umgebenden Natur zu finden ist.

 

Nach dem Abstieg erwartet Jesus und seine Jünger schon wieder eine große Menschenmenge, aber an dem, was sie erlebt haben und den Abstand, den sie gewonnen haben, werden sie damit leichter umgehen können. Die erfüllenden Momente lassen sich zwar nicht festhalten, aber sie sind trotzdem nicht verloren. Wir können sie und die Kraft, die sie mit sich bringen, mitnehmen, um davon zu zehren und sie in neue Möglichkeiten verwandeln.

 

(Autor unbekannt)